Wirtschaft und Staat, die siamesischen Zwillinge

Mit Anwachsen der Größe einer Gemeinschaft wird es immer aufwändiger, dafür zu sorgen, dass jedes Mitglied der Gemeinschaft die potentielle Möglichkeit erhält, seine Basisbedürfnisse der Selbst- und Arterhaltung zu sichern. Solange die Gemeinschaft so klein und autonom ist, dass diese Bedürfnisse alle innerhalb der eigenen sozialen Gruppe erfüllt werden können, kann die Gemeinschaft das im Rahmen ihrer inneren Struktur sicherstellen (Beispiel sind Stämme der Frühmenschen, aber auch bis in die neuere Geschichte hinein z.B. die der Indianer oder Inuit).
Ab einer gewissen Größe, geographischen Ausdehnung und mit zunehmender Arbeitsteilung  wird das jedoch immer schwieriger. Sobald die Nahrung nicht mehr dort erzeugt wird, wo sie auch verzehrt wird, tritt das Thema Logistik auf den Plan, der Tauschhandel entsteht. Die Konsumenten der Nahrung können plötzlich den Gesamtvorgang der Nahrungsbeschaffung nicht mehr in der eigenen sozialen Gruppe kontrollieren, ein Phänomen, das bis heute ein Problem darstellt, aktuell kritischer als je (Lebensmittelskandale).
In der Folge musste das Vertrauen innerhalb der Gruppe, dass dort die gerechte Verteilung von Arbeit, Nahrung und Schutz sichergestellt ist, durch etwas Abstrakteres ersetzt werden, nämlich das Gesetz, verantwortet durch eine Autorität. Somit entstand gleichzeitig die Wirtschaft als durchführendes Werkzeug der Erzeugung und Verteilung von Gütern und die „Staatsautorität“ als Garant für die Gerechtigkeit dieses Vorgangs. Beide Protagonisten Wirtschaft und Staat sind damit seit Beginn untrennbar miteinander verbunden. Wirtschaftsfeindliche Politik macht daher ebenso wenig Sinn wie menschenfeindliche Wirtschaft. Die Wirtschaft ist aber in jedem Fall nicht der Hauptakteur, sondern nur das ausführende Organ, ein Umstand, der heute oft nicht mehr so sichtbar ist.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.